Da, wo bei manchen der Weg aufhört,
da fängt meine Kreativität meistens erst an!
Ein Leitsatz, der mich schon das ganze Leben hindurch begleitet hat!
1993 hatte ich erstmals die spontane Idee, einen alten faulen Baum aus meiner Region zu verwenden, um aus ihm ein Musikinstrument zu fertigen. Im Laufe der Jahre entstanden auf diese Art immer mehr Kunst- und Klang-Objekte. Immer mehr Menschen begannen mich zu informieren, wenn Bäume gefällt werden mussten.
Die letzten zwei Sequoia-Bäume, dass muss ich eingestehen, sind etwas gross geraten und es hat auch ziemlich Mut gebraucht, um sie hinter mein Haus zu stellen, aber es hat sich gelohnt. Es sind Zeitzeugen und auch Symbole der Kraft der Natur. Ich „musste“ diesen alten Riesen wieder auf die Beine helfen!
Viele Menschen haben begeistert mittgeholfen, sie aufzurichten, einige schauten verdutzt zu und fragten sich, was das soll. Einige wenige hätten sie am liebsten zum zweiten Mal gefällt! Aber die Bäume und ich überstanden diese Widerstände und sie stehen noch heute und bewegen sich nicht, höchstens im Winde.
Dafür bewegen sie die Gemüter der Menschen, und das ist doch genau das, was meine Aufgabe ist als Künstler…… Kunst bewegt, Kunst muss bewegen!
Ich hoffe, dass auch Sie bewegt sind beim Betrachten der Bilder auf diesen Seiten. Dann hat es sich gelohnt all die Steine aus dem Weg zu räumen und stattdessen kreative Lösungen zu suchen.
Denn selbst aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, lässt sich etwas Schönes bauen……
In diesem Sinne…… Herzlichst, Ihr Oliver Lüttin
Stationen im Leben von Oliver Lüttin
Auszug aus dem Projektwettbewerb impuls-holz-sg 2007
Wie aus den Ausführungen unten zu entnehmen ist, verläuft die Biografie von Oliver Lüttin keineswegs gerade. Wie bei einem knorrigen Baum gibt es Wendungen und Astlöcher, Spalten und Ritzen. Doch die Früchte eines solchen Baumes schmecken deshalb noch lange nicht schlechter als die eines gerade hochgezüchteten.
Geboren wurde Oliver Lüttin am 3. Mai 1966 in St.Gallen. Die frühe Jugend verbrachte er in Teufen/AR. Weder das Elterlich verordnete Klavierspiel, noch die Schule haben es ihm angetan. Der Maurerlehre ging der Schulabgang mit 16 Jahren voraus. Seine anschliessende Tätigkeit als Vorarbeiter im Hochbau und die Zusatzausbildung als Hafner und Plattenleger legten die Grundlage für die vielfältigen handwerklichen Fähigkeiten, von denen er später in grossem Mass profitieren sollte.
Während seiner Zeit als handwerklicher Allrounder im Dienste anderer war er permanent auch künstlerisch in den Bereichen der bildenden Kunst und Malerei tätig.
1985 – 1988 Arbeiten mit Stein (Skulpturen)
Erst während seines sechsmonatigen Australienaufenthalts kam er erstmals mit Holz als Werkstoff für Instrumente in Kontakt. Er erlernte den Bau und das Spiel des Australischen Urinstruments Didgeridoo. Nach seiner Rückkehr arbeitete er um und mit dem Rigolo Theater Wattwil und betätigte sich als Kursleiter im Bereich Instrumentenbau (u.a. Migros Klubschulen). Die Freizeit nutzte Lüttin, um Bau- und Klangexperimente mit Hölzern zu erproben.
1993 – 1994 Walbaum aus Ahorn
Mit dem Bau des ersten Bauminstruments einher ging eine Vielzahl von Entwicklungen von Werkzeugen. Nirgends waren die notwendigen Arbeitsinstrumente für die Bearbeitung von Bäumen zum Zweck des Erklingen lassens zu finden. So entschloss sich Lüttin kurzerhand, die Werkzeuge Schritt für Schritt selber zu entwickeln.
1998 Förderpreis Appenzell Ausserrhoden Gleichzeitig mit der ersten Auszeichnung für seine Arbeiten mit ausschliesslich regional gewachsenen Hölzern im Bereich Skulpturen- und Instrumentenbau wurden erste Medien auf das Schaffen von Oliver Lüttin aufmerksam (z.B. Berichterstattung in der Tagesschau Fernsehen DRS).
1999 Kauf des Bauernhauses in Degersheim an der Wolfensbergstrasse
Seit dem Zeitpunkt des Hauskaufs in Degersheim war es Lüttin möglich, Wurzeln zu schlagen. Vorerst war er mit dem fortlaufenden, eigenhändigen Um- und Ausbau (Wohnbereich und Klangatelier) beschäftigt. Zwischenzeitlich ist eine grosse Instrumentensammlung mit Gebetsbaum, Mammuttrommeln, usw. entstanden. Als Folge davon wurden erste öffentliche Performances möglich. Musiker werden auf Lüttins Schaffen und Wirken aufmerksam. Es entstehen erste Bühnenprogramme.
2003 Bühnenprogramm mit dem Titel Kreiswelten
Zusammen mit dem Appenzeller Musiker Fredi Zuberbühler ist Treetalks nun auch mit einem abenfüllenden Bühnenprogramm präsent. Auch wenn der logistische Aufwand erheblich ist, das akustisch-sphärische Klangerlebnis Kreiswelten macht es möglich, zu den interessierten Personen in Theatersäle und Dorfbühnen zu kommen.
2005 Bühnenprogramm mit dem Titel TreeO
Ein zweites Bühnenprogramm mit den Mitstreitern Fredi Zuberbühler (Hackbrett) und Beat Föllmi (Perkussion) ermöglicht es, ein weiteres Spektrum der Bauminstrumente bis hin in den populären Musikbereich abzudecken.
Seit Jahren ist Oliver Lüttin nicht nur im Instrumentebau und für Bühnen aktiv, sondern bietet Workshops an Schulen und Kurs im Klangatelier in Degersheim an. Immer häufiger gesellt sich die Arbeit im klangtherapeutischen Bereich mit Werkstätten, Spitälern und Heimen dazu. Auch in Teambildungsseminaren für Firmen und Führungskräfte wurde Oliver Lüttin als Referent und Showact eingeladen. Dieser Umstand zeigt, dass Lüttins Weg zu seinen Fähigkeiten und seiner Leidenschaft durchaus auch für Dritte sinnbildlichen Charakter haben kann.