Begehbare Instrumente als Vision und Traum

Die kosmische Oktave und die vier Elemente als Klang-Architektur

Einmalige archaische  Klangtempel als Lebenswerk

Auf der Suche nach Verbundenheit mit der Schöpfung, der Natur und dem Wunsch in Symbiose mit diesen zu treten, entdeckte Oliver Lüttin elementare, geometrische wie auch mathematische Strukturen, welche in der Schöpfung vorhanden sind. Daraus entstand die Vision, dies in begehbaren Instrumenten und Skulpturen auszudrücken.

Der Baum ist seit jeher in allen Kulturen das Symbol der Lebensenergie, des Gleichgewichts, Symbol von Leben und Tod, das Verbindende schlechthin. Die Menschliche Lebensenergie drückt sich seit Urzeiten in Form von Tanz und Musik aus.

Die begehbaren und alle anderen Instrumente von Treetalks versinnbildlichen diesen Zusammenhang zwischen Mensch und Natur. Die Arbeit an den Instrumenten besteht darin, einen alten Baum in ein klingendes Instrument zu verwandeln (Transformation). Das vergangene, alte und morsche Kernholz wird herausgeschält und durch Schwingung ersetzt.

Die Charaktervielfalt der Bäume spielt bei der Wahl des entstehenden Instruments eine wesentliche Rolle. Das Instrument ist somit schon vorher im Baum enthalten. Es wird als solches verstanden und zu dem gemacht, was es schon ist.

Die Form, Farbe und Schönheit wird beibehalten, um die Natur als harmonischen Architekten und evolutionären Statiker hervorzuheben.

Für die Herstellung aller Instrumente und Skulpturen wurden und werden grundsätzlich keine gesunden Bäume gefällt. Selbst aus dem Kernholz werden nach Möglichkeit grosse Schmetterlinge gefertigt.

In den einzelnen Beschreibungen der begehbaren Instrumente wird die Vision des einzelnen Werkes im Detail erläutert.

Die Kosmische Oktave und die vier Elemente

In einem Zeitraum von zehn Jahren (1998-2008) beschäftigte sich Treetalks mit der Verwirklichung von fünf begehbaren Instrumenten.

Die kosmische Oktave

Die Ulme – Urmutter der Menschheit (The Cosmic Tree)

Ursprünglicher Standort: St. Leonhardskirche St.Gallen
Beginn der Arbeiten 1999 auf dem Gelände von Treetalks, Degersheim
Die Ulme als kosmische Oktave konnte leider nicht vollendet werden und ist heute auf dem Gelände nicht mehr vorhanden.

Die Ulme als kosmische Oktave, eine bleibende Vision

Inmitten eines von Barocksteinen eingefassten Seerosenteichs befindet sich eine begehbare Ulme. In ihr erklingt die kosmische Oktave. Sieben natürliche Öffnungen und Messingrohre ermöglichen das Entstehen der sieben Töne. Die Messingrohre werden mit einem Klöppel angeschlagen, während die Öffnungen durch Tiffany-Gläser verschlossen werden können.

Die Darstellungen in den Gläsern stellen die sieben Himmelskörper dar, welche Grundlage für die kosmische Oktave sind. Die Türe für den Eintritt in die Ulme stellt die 1. Öffnuing dar, Saturn – Hüter der Schwelle. Die sechs weiteren Öffnungen werden nach ihrer Grösse jeweils einem Planeten zugeordnet, dies sind Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Sonne. Die sieben Öffnungen repräsentieren die nächsten Gestirne der Erde. Durch die Sonneneinstrahlung durch die geschliffenen Gläser in den Öffnungen entsteht im Innern der Ulme der Eindruck eines Sternenhimmels.

Die Verhältnisse der Umlaufbahnen der Himmelskörper reflektieren die Schwingungsverhältnisse der einzelnen Töne der Oktave. Im Innern des Baumes erstrahlt durch die bunten Gläser eine faszinierende Lichtstimmung, welche sich je nach Sonnenstand verändert. Nachts wird die Ulme durch das Wasser hindurch beleuchtet. Am Baumstamm reflektiert das Spiel des Wassers – ein Abbild des Kosmos.

Die Ulme stand ursprünglich bei der St.Leonhardskirche in St.Gallen. Ein Windriss hat zur Befürchtung geführt, dass der Baum auf die Geleise der SBB stürzen könnte.

Helios – Element Wasser, weiblich

Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)
Ursprünglicher Standort: Altersheim Helios (griechische Sonnengott), Goldach
Transport auf das Gelände von Treetalks, Degersheim am 5. Oktober 2005
Seit 2012 ist der begehbare Helios ein Tempel, der besucht werden kann

Über einen Steg gelangt man in eine Vorkammer aus Schindeln in der Form eines Sequoia Zapfens. Darin befinden sich eine Dokumentation der Entstehung des Werkes. Nach der Vorkammer tritt man ins Innere des 21 Meter hohen Mammutbaums.

Im Zentrum des Baumes befindet sich ein Schacht, der wiederum verbunden mit anderen Schächten das Quellwasser System vom Wolfensberg beherbergt. So ist das Rauschen des Wassers ständig zu hören, man wähnt sich in einer Tropfsteinhöhle. Die Kanalverbindungen ermöglichen es auch, Töne zu transportieren.

So wird eine Analogie zur Kapillarität als Baumfunktion geschaffen. Eine Sequoiadendron giganteum (Mammutbaum) transportiert Unmengen von Wasser aus dem Boden bis in die Krone. Der Kreislauf von Wasser und Funktion ist geschlossen.

Von aussen betrachtet sticht die krönende Sonnenspitze aus Kupfer ins Auge. Sie gibt Aufschluss über den Namen des Werkes, welcher von seinem ursprünglichen Standort im Garten des Altersheims Helios (griechischer Sonnengott) in Goldach stammt.

Für die Besucher ist der Helios-Baum von innen begehbar. Für Vögel und zur Belebung des Baumes wurden verschiedene «Angebote» gestaltet. So ziert ein Storchennest und andere Nistplätze den Baumstamm.

Der Helios wurde am 5. Oktober 2005 aufgrund des Erweiterungsbaus des Altersheims Helios, Goldach, gefällt.

Helix – Element Luft, männlich

Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)
Ursprünglicher Standort: ehemaliges Waisenhaus, Familienbad Drei Weihern, St.Gallen
Transport auf das Gelände von Treetalks, Degersheim am 16. März 2006
Der unvollendete Helix mit einem Teil der Außentreppe kann besichtigt werden

Ein abgestorbener Mammutbaum, welcher ursprünglich bei den Drei Weihern/St.Gallen stand, ragt 21 Meter in die Höhe. Dieses dritte begehbare Instrument von gigantischem Ausmaß ergänzt den Helios-Baum. Weil beim letzteren das Begehen des Innenteils möglich ist, kann der Helix-Baum von außen bestiegen werden. Eine Treppe, welche in Form einer Doppel-Helix (DNA) am Baum selber befestigt wird, dient den Besuchern als Aufstiegshilfe zum Baumhaus, ebenfalls in Form eines Sequoia-Zapfens.

Dort oben, in diesem als Sitzungsraum gedachten Zapfen, könnten interessierte Menschengruppen ihre Visionen und Ideen mit „Weitblick“ entwickeln. Helix stellt die männliche, kreative Schöpfungskraft der Natur dar, und bietet somit den idealen Raum dazu.

Das Baumhaus ist gleichzeitig eine Klanginstallation des Windes.

Zwischen dem Helios-Baum und der Helix-Skulptur soll eine Verbindung
entstehen, welche als Bühne für die Menschen dient (Musik, Theater, Performance usw.)

Der Helix Baum war an seinem ursprünglichen Standort vom Halimash Pilz befallen, er fiel dem Hitzesommer 2003 zum Opfer.

Drum Tree – Element Feuer

Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)
Ursprünglicher Standort: Casino Konstanz
Transport auf das Gelände von Treetalks, Degersheim im Frühling 2007
Ein Exemplar der insgesamt 26 Trommeln steht in der Klangarena und ist spielbar

Benannt wurde die Gattung Sequoiadendron (Mammutbaum) wahrscheinlich nach dem Cherokee-Indianer Sequoyah, der im frühen 19. Jahrhundert die Silbenschrift für die Sprache der Cherokee entwickelt hatte. Die Indianerstämme Nordamerikas verwendeten grosse Trommeln für ihre Sonnentänze, u.a. mit dem Zweck, die Oberfläche der Mutter Erde zu „massieren“.

Das gemeinsame Spiel auf den Trommeln verbindet die Menschen.

Die großen Trommeln entstanden aus einer in 26 Teile zersägten Sequoiadendron giganteum (Mammutbaum) aus Konstanz. Der beinahe 27 Tonnen schwere Baum wurde ausgehöhlt und es entstanden 26 große Trommeln mit Tierfellen aus der Schweiz.

Ursprünglich bestand die Idee, über Sponsoren diese Trommeln Schulen zur Verfügung zu stellen, und diese Rieseninstrumente einmal im Jahr an einem Mammut-Festival zusammenzuführen und sie zu spielen.

Nautillus Urklang-Fossil– Element Erde

Architektonisches Werk aus Stein
Standort: Vision
Das Nautillus Urklang-Fossil steht in der Planungsphase

Die Projekt-Idee 2008

Im Alpeinsteinmassiv, größtenteils in der Erde vergraben liegt ein riesiges Fossil.
Dieser Ammonit (lebend als Nautilus Muschel bezeichnet),entstand vor Jahrmillionen und wurde bei der tektonischen Bildung des Alpenmassivs aufgestoßen. Die Entdeckung dieses Fossils gab den Ausschlag für eine weitere Vision eines begehbaren Instruments aus Stein.

Die Besucher betreten ein dreidimensionales, begehbares Instrument. Der Mensch befindet sich somit im Resonanzkörper. Vom Eingang ins Innere des Nautilus führt ein Weg vorbei an tausenden von gespannten Saiten die auf die Planetentöne (Erde, Sonne, Mond etc.) gestimmt sind.

Die Saiten werden von den Menschen (laufend…) gespielt und der Erdenklang wächst aus der Erde heraus.

Dieses Rieseninstrument besitzt die einmalige Eigenschaft, dass es niemals gestimmt werden muss, sondern von selbst in Harmonie bleibt. Das Problem des sich Verstimmens sämtlicher Saiteninstrumente wird auf einzigartige Art und Weise behoben, nämlich durch das geschickte Anbringen von Gewichten. Über ein System von Umlenkrollen halten identische Gegengewichte mit etlichen Tonnen Gesamtgewicht das Instrument im Gleichgewicht.

Das Prinzip der Gewichte wird erlebbar gemacht .Auch die Gewichte können in Form eines Glockenspiels ein weiteres Instrument sein.

Durch das Verschieben von Saitenstegen kann nach Bedarf das gesamte Klangbild verändert werden.

Die Resonanzböden sind in der Mitte des Ganges angebracht. Auf der einen Seite gelangt man (spielend) in den Ammoniten, auf der anderen wieder (klingend) hinaus ins Freie.

Das Zentrum kann für Aufnahmen, Konzerte oder Ausstellungen genutzt werden. Eine Glaskuppel sorgt für Sonneneinstrahlung.

Das Instrument soll sich durch seine natürliche Form komplett in die Landschaft integrieren. Mit der Idee von Klangschächten sollen die Klänge aus dem Innern nach aussen getragen werden.